LOST AND FOUND

Tamy Glauser ist Model, queer, nonbinär … und hat jetzt gerade ziemlich sicher Sand zwischen den Zehen. Sie hat das gemacht, wovon viele von uns träumen: Koffer gepackt und weg. Für Reach hat sie sich wieder mit der Schweiz in Verbindung gesetzt. Hier ihre Gedanken aus Bali. 

«Ich sitze auf einem Liegesofa und schaue aufs Meer hinaus. Es ist ein Haus in balinesischem Stil, also rundherum offen. Ich höre, wie die Wellen brechen, ein feines Rauschen der Palmenblätter im Wind. Ich liebe es hier. Und das nicht bloss, weil ich froh bin, dem kalten Winter entkommen zu sein.   

Meine Reise nach Bali war kein Loslassen, sondern ein Ankommen. Mich loszulösen fällt mir gar nicht schwer. Mich binden, hingegen, sehr. Hier habe ich Zeit, und die ermöglicht mir es auch, neue Rituale zu entdecken. Auffälligerweise haben alle mit Sound und Vibrationen zu tun: Blaue Lotusblütenzeremonie, Sound Healing in den Chi-Pyramiden, Tibetisches Meditieren mit Klangschalen. Das möchte ich unbedingt weiterführen, darum setze ich mich gerade sehr mit Frequency Sound auseinander – und würde das auch gerne weitergeben.  

Wenn ihr mich fragt, was ich unter Achtsamkeit verstehe, dann lautet meine Antwort: Für mich im Moment zu sein. Alles, was ist, wahrzunehmen. «Im Flow sein» ist sowas wie meine neue Religion. Still sein. Zuhören. Dankbarkeit spüren. Und auch ein Fokus auf das, was man tut. Die Art (ist ja eine Kunst!) zu gehen, zum Beispiel. Wo trittst du hin? Wie fühlt sich hier der Boden an? Was berührt die Erde zuerst und wo lässt man den Boden wieder los? Eine wichtige Erkenntnis der letzten paar Monate ist für mich «to surrender», also zu vertrauen. Nicht über das wie/wann/wo nachzudenken, sondern es geschehen lassen. Dadurch bin ich immer genau am richtigen Ort und treffe genau die richtigen Menschen. Klar gibt es auch Tage, an denen mir das Vertrauen und die Dankbarkeit nicht so leichtfallen, aber auch das ist in Ordnung und ich lasse es zu. Und dadurch ist es auch meist viel schneller vorbei; viel schneller als früher, als ich mich noch dagegen gewehrt habe. Surrender, eben.  

Auch der Liebe nachgeben. Die bedeutet für mich alles. Auch die Liebe für sich selbst, die wahrscheinlich wichtigste von allen – und das meine ich keineswegs egoistisch oder selbstverherrlichend. Aber liebevoll mit sich zu sein, auch wenn man mal etwas falsch macht, erinnert einen daran, dass wir alle nicht perfekt sind. Und dass wir zum Lernen hier sind, zum besser werden und wachsen. Freiheit bedeutet für mich persönlich, wenn man sich nicht sozialen Normen und Strukturen unterordnen muss, sondern einfach sich selbst sein darf. Und das mit Liebe.» 

 

 

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