JUMP ANDRI JUMP

Dass Andri Ragettli trotz des vielen Schnees in seinem Home Turf Flims Laax
Falera überhaupt Zeit hat, mit uns zu plaudern, freut uns. Denn der Schweizer
Freeskier ist einer der besten der Welt und steckt noch mitten in der Saison. 

Du bist jetzt grad zuhause in Flims. Da wirst du auf der Strasse und auf der Piste oben sicher oft erkannt…  

Ja, voll. In Flims sowieso, aber mittlerweile sogar auch in Zürich. Ich bin ehrlicherweise gar nicht so traurig, dass nun an vielen Orten Maskenpflicht herrscht (lacht). Natürlich freue ich mich immer, wenn mich Leute, die mich von meinen Videos erkennen, ansprechen. Aber manchmal bin ich auch ganz froh, wenn ich mich im Zug hinter der Maske verstecken kann, ich bin nämlich ganz gerne auch mal alleine, ab und zu. 

Wie sieht im Moment ein «normaler» Tag aus bei dir? 

Die Skisaison läuft ja immer noch. Ich stehe meist um 7 Uhr auf, gehe um 8:15h auf den Berg zum Skifahren und komme dann so gegen 16:30h Uhr nach Hause. Dann erst mal ausgiebig stretchen, Znacht essen… und dann vielleicht noch auf YouTube was schauen und sicher vor 22 Uhr ins Bett. 

Und das jeden Tag? Das ganze Jahr über so? 

Ich brauche natürlich auch Pausen. Mehr als 5 Trainingstage nacheinander empfinde ich nicht als sinnvoll und ich muss sicher an einem Tag pro Woche ausruhen und chillen, selbst jetzt in der Saison. Ehrlich gesagt bin ich an «Chillertagen» auch aktiv am Arbeiten, einfach zuhause und nicht unterwegs. Ich arbeite dann an Videos oder für Instagram, und ich lese zwischendurch auch sehr gerne. Einmal im Jahr mache ich 2 bis 3 Wochen Ferien am Stück, bisher war ich meist in Bali zum Surfen. 

Ein Spitzensportler ruht sich also nie am Strand aus? 

Tatsächlich bin ich auch in den Ferien total aktiv und sportlich unterwegs. Ich trainiere dann auch, aber es stört mich gar nicht, weil es viel gemütlicher ist. Die Ferienstimmung lasse ich mir nicht nehmen, das gabs allerdings noch nie, dass ich an einem Tag einfach gar nichts gemacht habe. Ich brauche einfach die Bewegung! 

Wann war eigentlich für dich klar, dass Freeskiing DEIN Ding ist?  

Ein Moment ist mir tatsächlich geblieben: Ich bin schon von klein auf Ski gefahren und war – das klingt jetzt echt ein bisschen eingebildet – auch im Alpin Ski richtig gut. Ein Bekannter hat mir dann Freestyle Skis geschenkt, als ich diese zum ersten Mal ausprobierte – ich weiss es noch genau, das war an einem Skitag mit meiner Mutter und ich war sieben Jahre alt – bin ich gleich damit über ein paar kleine Pistenhügel gesprungen, dieses Gefühl von Freiheit und in der Luft sein hat mich so geflasht, dass ich sofort zum Freeskiing gewechselt habe. Meine Eltern waren damals schon ein bisschen schockiert, da ich im Alpin doch ziemlich erfolgreich war und man ja auch nicht abschätzen konnte, ob Freeskiing eine Sportart mit Zukunft ist. Ich habe mich einfach für den Sport entschieden, der mir am meisten Freude bereitete. Man sagt ja nicht umsonst, dass man auf sein Bauchgefühl/Herzen hören sollte. 

Als Profisportler ist dir Durchhaltewillen gegeben. Aber bei einem deiner Instagram-Clips vom letzten Winter machst du einen ziemlich verrückten Indoor-Parcours, von dem du gesagt hast, dass es erst nach 147 Fehlversuchen geklappt hat. Wie kann man sich zu sowas motivieren? 

Naja, ich bin halt schon ziemlich ehrgeizig. Es braucht wirklich viel Übung und Geduld, um ein solches Video zu drehen – manchmal sogar Tage. Aber aufgeben kann ich nicht. Oft filmt mein Bruder solche Videos und weiss auch haargenau, dass ich nicht aufgeben werde. Weil er irgendwann gerne nach Hause gehen möchte, hat er gelernt, dass er mich lieber motiviert, damit wir irgendwann einen sauberen Durchlauf hinkriegen (lacht).  

Das bringt uns auch gleich zur nächsten Frage: Wie wichtig ist für dich auch der mentale Aspekt deines Jobs, um diese krasse Körperlichkeit auszugleichen?  

Ich stretche jeden Tag, und versuche so meinem Körper etwas Gutes zu tun. Das Mentale ist enorm wichtig. Man muss im Kopf wirklich stark sein, um nicht den Mut zu verlieren, wenn man mal einen Lauf nicht hinbekommen hat. Ich denke, mentale Stärke ist allgemein im Leben – und nicht zuletzt auch in Bezug auf Social Media sehr wichtig. Darum tut mir Ausruhen, Lesen, Musik hören und das Handy weglegen schon sehr gut. Auch, weil es mir schwerfällt, meinen Medienkonsum einzudämmen. Gerade auf TikTok ist der Algorhythmus so gut, dass ich wirklich Stunden darauf verbringen könnte.  

Mit fast 500’000 Follower auf Instagram und fast 2 Millionen auf TikTok spielst du in der Social Media-Szene der Schweiz in der obersten Liga mit. Ist das für dich noch Spass, oder schon Job? 

In erster Linie ist es Spass. Natürlich ist es auch Teil des Jobs, ich muss auch Content liefern. Aber ich habe das Ganze aus Spass angefangen, und auch wenn nun alles etwas grösser, professioneller und zeitintensiver geworden ist mit TV-Sendung, wöchentlichen Vlogs auf YouTube und noch Instagram, mache ich alles immer noch sehr gerne und teile meine Aktivitäten wirklich gerne mit meinen Followern. Ich arbeite echt gerne so kreativ und hoffe, dass ich damit auch andere inspiriere. Da meine Haupttätigkeit der Sport ist, setze ich mich in Bezug auf Social Media auch gar nicht so unter Druck.  

Ich glaube, du darfst jetzt dann gleich zum Pizokel-Dinner zu deiner Mama. Zum Schluss noch schnell: Was sind deine drei liebsten Instagram Accounts? 

Fabio Widmer finde ich superspannend und inspirierend: Er ist irgendwie ähnlich drauf wie ich, einfach auf dem Bike. Und auf YouTube immer noch Jake und Logan Paul.  

 

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