FORM, FARBE, YAEL

Die junge Zürcher Künstlerin Yael liebt es, mit Formen zu spielen. Mit ihrem kultigen Jahres-Planner sorgt sie eigenhändig dafür, dass die Papieragenda wieder zum Must-Have wird.

Wann ist dir klar geworden, dass du Künstlerin sein willst? 

Ich habe schon als Kind, angefangen, eigene Projekte zu realisieren. Und habe da schon gemerkt, dass mir diese Autonomie und Freiheit, etwas selbst auf die Beine zu stellen, sehr zusagt. Mir war jedenfalls sehr früh klar, dass ich einmal selbständig sein will.  

Kreativität habe ich schon früh durch meine Familie mitgelebt, meine Grosseltern waren sehr kunstaffin. Ich habe die Kunst als Medium immer schon sehr geschätzt, weil es nicht Worte sind – Formen sind wie eine eigene Sprache, das hat mich unglaublich fasziniert. 

Eines deiner ersten Projekte begleitet dich heute noch, deine Agenda. Wie ist sie entstanden? 

Ich habe das Kunstgymnasium in Zürich-Wiedikon besucht, in der Schule haben wir immer diese Gratis-Agenden bekommen. Die sind ziemlich hässlich und die Linien geben genau vor, wo man was hinzuschreiben hat. Ich wollte aber Freiheit und den Raum, um meine eigenen Strategien zu entwickeln. So ist 2013 meine erste Agenda entstanden, natürlich zuerst völlig unprofessionell. Ich habe einfach ein leeres Buch gekauft und mit den Möglichkeiten gestaltet, die mir damals zur Verfügung gestanden sind. Daraus habe ich dann für die ganze Klasse und Freunde Agenden gemacht, das hat sich dann jedes Jahr wiederholt und ist immer etwas gewachsen. Während meinem Studium an der ZHDK (Yael ist aktuell am Master) habe ich durch Dozenten oder Programme alles immer weiter professionalisieren können.  

Deine Agenda hat also quasi deine künstlerische Karriere dokumentiert… 

Ich habe noch alle und es ist wirklich lustig die grossen Veränderungen zu sehen. Ich gebe sie jedes Jahr heraus, in stets grösserer Auflage und bin immer wieder vom tollen Feedback erstaunt, weil es ja kein besonders cooles Lifestyle-Produkt ist. Es ist jedenfalls ein superschönes Projekt! 

Wann bist du am kreativsten? 

Das wichtigste ist auch da: Freiraum. Dieser kann auch gerne begrenzt sein oder einen Rahmen haben, aber es braucht ein gewisses Vakuum, damit sich Ideen überhaupt entwickeln und ins Rollen kommen können. Dazu wechsle ich jeden Tag mehrmals den Arbeitsort. So arbeite ich oft zuerst Zuhause, dann gehe ich ins Atelier, dann vielleicht in ein Café… das gibt Bewegung und Dynamik rein. Ich brauche manchmal die Eindrücke von aussen, oft entstehen an solchen Orten Ideen, die auch für ein anderes Projekt passen könnten. Es ist natürlich ein riesiges Privileg, diese Flexibilität zu haben. 

Gibt es Phasen, in denen dir wirklich nichts einfällt? 

Absolut ja. Dann mache ich einfach etwas anderes, meistens meine Buchhaltung. Oder ich räume mein Atelier auf, archiviere meine Sachen und räume meinen Computer auf… einfach etwas ganz Unkreatives. Aber auch das hat seinen Nutzen. Ich bin ganz schlecht im Nichtstun, ich muss immer beschäftigt sein.  

Holst du auch Inspiration online? 

Ja, ich hole mir durchaus auch Inspiration auf digitalen Plattformen. Aber ich schaue schon, dass sich mein Medienkonsum nicht ins Unendliche steigert. Social Media bietet mir aus meiner Perspektive als Künstlerin wirklich viele Chancen und ist für mich in Sachen Visibilität zu einer wichtigen Grundlage geworden – auch für neue Aufträge und Projekte. 

Hast du ein Material oder ein Medium, das dich total fasziniert? 

Mein Material, in dem Sinn, sind Formen. Durch die Agenda habe ich den Illustrationsstil entwickelt, den ich immer weiterverfolge. Später habe ich damit angefangen, diese Formen auch auf Metall umzusetzen und habe mit dem Zürcher Schmucklabel Tenebris eine Kollektion kreiert. Im Moment arbeite ich auch viel mit Keramik, einem Material, das mir sehr am Herzen liegt und mit dem ich noch vieles ausprobieren möchte. Und mit Stein würde ich auch sehr gerne mal etwas machen. Zum Glück habe ich viel Platz in meinem Atelier! 

Analog, auf 500 Exemplare limitiert und very cool: Yael Anders’ Planner 2022 Edition ist für 39 Franken bestellbar auf yaelanders.com. 

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